Die Corona-Pandemie in Kamerun

Stimmen aus Kamerun

In diesen Tagen möchten wir den Blick gerne auf Afrika und ganz speziell auf Kamerun richten. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir alle Bildungs- und Austauschfahrten für das Jahr 2020 abgesagt.

In den aktuellen Nachrichten erleben wir zurzeit eine starke Konzentration auf das nationale Geschehen, es gibt unzählige Falschmeldungen und die Berichterstattung zu Afrika ist sehr eingeschränkt. Um auch andere Perspektiven wieder in den Fokus zu rücken, haben wir unsere Kameruner Kolleg*innen und deren Schüler*innen gebeten, einen Einblick in ihren derzeitigen Alltag zu geben. Hier einige Eindrücke:

 

Ich heiße Aminatou Bobbo; Kamerunerin und Deutschlehrerin von Beruf; verheiratet und Mutter von fünf Kindern. Wir leben jetzt zur Zeit der Covid-19-Pandemie, einer außergewöhnlichen Zeit. Alle Schulen sind geschlossen. Ich habe ein Kind, das am Ende des Schuljahres eine offizielle Prüfung schreibt. Wie die anderen bekommt es  Unterrichte durch Fernsehen, Radio oder auf Webseiten der Nationalsendung. Die anderen wiederholen einfach zu Hause, was sie schon in der Schule gelernt haben.

Im Moment geht es mir gut, ich bleibe zu Hause und verbringe schöne Zeiten mit meiner Familie. Wie in vielen Haushalten sind wir uns der Situation bewusst, wir haben einen Eimer mit Wasserhahn und Seife zum Händewaschen vor der Tür.  Sogar das kleinste Kind zu Hause beachtet diese Regeln. Zu Hause ist es nicht schwer, diese Hygieneregeln zu beachten, aber irgendwann muss man zum Einkaufen hinaus. Im Taxi oder auf dem Motorrad, in Geschäften oder auf dem Markt gibt es Leute fast überall und es fällt schwer, die soziale Sicherheitsdistanz voneinander zu bewahren. Da gibt es so viele Leute und man gewinnt den Eindruck, dass sie sich der Pandemie nicht bewusst sind. Doch, aber sie müssen ihr tägliches Brot verdienen. Wenn nicht, verhungern sie. Sie scheinen fast ein normales Leben zu führen, aber die Angst bleibt im Kopf; das erfährt man, wenn man sie anspricht. Ich habe auch große Angst, aber die Gefahr ist fast überall: Malaria, Typhus, Herzschlag, Autounfall, Krebs, usw. Haben wir überhaupt Kontrolle über unser Leben? Wissen wir Bescheid, was morgen kommt? Jenseits der Angst bleibe ich positiv, suche Freude und verbringe wunderbare Momente mit meinen Lieben.                                                                                                                                                                                                       Aminatou Bobbo, Deutschlehrerin in Yaoundé

“Hallo! Ich bin Godefroy Ngagnong, Deutschlehrer in Maroua (Nordkamerun). In Maroua gibt es bis jetzt keinen Fall von Covid-19. Landesweit sind aber alle Schulen geschlossen. Unterrichtsstunden werden im Fernsehen und im Radio erteilt. Mit meinen SchülerInnen der Abschlussklasse treffe ich mich in der WhatsApp-Gruppe; zumindest für diejenigen, die ein Smartphone haben. Es kann dort diskutiert werden. Ich gebe ihnen nur kurze und einfache Hausaufgaben, damit sie sich nicht überfordert fühlen. Die meisten sind aber nicht daran gewöhnt und wollen sich eher amüsieren.

Als Vater habe ich zu Hause mehr Zeit für meine Kinder. Im Fernsehen gibt es Unterrichtsstunden für meinen Sohn. Ich soll ihm beistehen, denn er braucht immer weitere Erklärungen. Mit der gewonnenen Freizeit versuche ich auch einen Schritt weiter mit meinem Forschungsprojekt (Masterarbeit) zu gehen. Langeweile habe ich keine. Angst vor der Pandemie? Doch! Viele liebe Grüße aus Maroua!”                           Godefroy, Lehrer in Maroua

“Zum ersten Mal als Erwachsener und Arbeiter erlebe ich solch eine Umwälzung des Funktionierens in Kameruns – einmal in den 90er Jahren gab es schon eine derartige Periode aus politischen Gründen, aber ich war noch ein grüner Junge. Das Virus Covid-19 hat es geschafft, fast alles durcheinander zu bringen. Die Folgen sind schwer. Alle Schulen hier sind zu. In unserer Schule haben wir versucht, etwas mit Fernlernen zu gestalten, aber wie in den meisten Fällen überall im Land sind die Ergebnisse gar nicht befriedigend. Und die Gründe sind hierfür sind allen bekannt. Die Schüler*innen werden zweieinhalb Monate zu Hause verbracht haben. Schon während der normalen Schulzeit spielen nur wenige ihre konkreten Rollen als Schüler*innen. Mit dieser langen Pause kann die Schule ihre Bildungs- und Sozialisationsrolle nicht mehr wahrnehmen. Hoffentlich übernehmen sie die Eltern. Daher die vielen Fragestellungen zur Auflösung dieser Situation.

Die Wirkung bei mir zeigt sich in meiner Arbeitsleistung, die nachlässt. Zu Hause kann ich mich nicht gut konzentrieren.  Dies liegt erstens an dem Stress wegen der Situation auf der ganzen Welt und allen ungeklärten Fragen, die damit verbunden sind. Zweitens an den zwei kleinen Jungen voller Energie zu Hause, die intensive Betreuung und Begleitung brauchen. Zum Nachdenken ist vielleicht nicht die Situation meiner eigenen Familie, die mit mir als Beamter nicht so schlecht erscheint, aber die der vielen Leute, die für ihr tägliches Brot jeden Tag hinausgehen müssen.  All das schafft mir ein Unbehagen.

Meine große Sorge bzw. Hoffnung ist die gute Lehre, die jeder daraus ziehen sollte, um die Zukunft besser und humaner zu gestalten. Ich vermute, diese Pandemie ist ein zusätzlicher Grund, damit wir auf der ganzen Welt unsere Handlungen in Frage stellen. Dies betrifft vor allen die Regierenden, die Orientierungsmaßnahmen für die Verwaltung des Landes treffen.”                                                                       Joseph Fombain Djom, Lehrer

„In dieser Zeit mit Covid-19 geht es mir schlecht, weil ich mit meinen Studien aufhören und zu Hause bleiben muss. Das sind einigermaßen plötzlich erzwungene Ferien. Die sind nicht nur langweilig und ich fühle mich einsam. Ich vermisse meine Klassenkameraden, meine Freunde und den Unterricht. Ich war daran gewöhnt, die meiste Zeit des Tages in der Schule zu verbringen, nach Hause zu kommen und mich nach dem Essen zu erholen und meine Schularbeiten zu machen. Plötzlich ist es anders geworden. Ich darf nicht mehr ausgehen und das ist gar nicht einfach, vor allem, weil ich keine Dialogpartnerin habe. Ich bin die einzige Jugendliche zu Hause.

Mein Alltag ist langweilig. Ich schlafe aus und mache morgens die Hausarbeiten. Ich lerne wenig und selbst wenn ich Fragen habe und Aufgaben mache, gibt es keine Lehrer, um sie zu korrigieren. Ich mache mir Sorgen und befürchte ein Jahr ohne Schule, wenn die Situation noch länger dauern sollte. Ich möchte in die Schule gehen, meine Lehrer und Kameraden wiedersehen. Zu Hause klagen meine Eltern über Kopfschmerzen. Alle Mitglieder sind fast immer da und das Zusammenleben ist nicht einfach. Es gibt auch wenig Geld für unsere Bedürfnisse und das bringt manchmal Streitigkeiten zu Hause.“

Ntongo Ruth Lucia (15), 10. Klasse am Lycée Technique de Ngaoundéré

„Wegen der Coronavirus-Krise geht es mir sehr schlecht und ich langweile mich sehr zu Hause. Diese Situation hat sehr negative Wirkungen auf meine Studien und ich mache mir Sorgen, weil ich sie schnell abschließen will. Das ist noch schlimmer, da ich nicht genau weiß, welche Maßnahmen die Regierung dazu trifft. Ich wünsche mir auf keinen Fall ein Jahr ohne Schulabschluss. Deshalb muss diese Situation sehr schnell zu Ende gehen. Sie geht mir auf die Nerven und entmutigt mich zum Lernen. Ich kann nicht wie in normaler Schulzeit arbeiten. Zu Hause ist die Stimmung nicht immer förderlich. Wir haben die Tendenz mehr zu essen und die Ressourcen reichen nicht aus.“         Tikeng Arielle (16), 10. Klasse am Lycée Classique et Moderne de Ngaoundéré

“Coronavirus is a reality in our country Cameroon. Since the month of March, we have no classes. We were at the beginning of the third term. We were obliged to stop the school. Now, we are at Home. Doing nothing. We Hope this situation will change. The reality is that this situation is not pleasing us. Everything is down and the student are at home. We are afraid to be out.

The real preoccupation is how to end the school year? What about all the projects of this school year? There are some measures taken by the government of the country. Will they solve the problem? At the level of our families, there is nothing wrong. We are staying Home until everybody is saved.”   Noah Prosper Napoleon – Schulleiter des Lyceé de Grand Batanga in Kribi,

“Da Länder auf der ganzen Welt Vorkehrungen treffen, um sich selbst und ihre Familien und Gemeinschaften vor der COVID-19 Pandemie in der heutigen Welt zu schützen, müssen die Barrieremaßnahmen eingehalten werden. Da wir dies wissen, waschen wir unsere Hände sehr regelmäßig, respektieren die soziale Distanzierungsmaßnahmen, tragen eine Maske und bleiben zu Hause, als wären wir in der Haft, usw.

Apropos Haft: Es fällt mir schwer, immer zu Hause zu sein, weil ich es gewohnt bin, zur Schule zu gehen, am Wochenende Fußball zu spielen und Zeit mit meinen Freunden zu verbringen. Auf der anderen Seite ermöglicht mir diese Beschränkung, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen, während ich zu Hause für die Schule studiere, um für eine Wiederaufnahme des Unterrichts bereit zu bleiben. Im Allgemeinen sind die Aktivitäten, die ich während dieser “Haft” übe, folgende: Meine Brüder und ich spielen das ” ludo game”, schauen fern usw.

In Wirklichkeit wirkt sich diese Situation sehr negativ auf meine Arbeitswelt aus, da ich nicht mehr zur Schule gehe und dies mich daran hindert, neues Wissen zu erwerben. Angesichts dieser Situation ist es mir auch unmöglich, meine Schulreise nach Deutschland im April 2020 zu planen. Inzwischen hat das Ministerium für Sekundarschulbildung in Kamerun den Studenten Onlinekurse zur Verfügung gestellt, und die Nationale TV-Kette von Kamerun (CRTV)  sendet Bildungsprogramme, damit die Studenten studieren können. Angesichts dieser Situation befürchte ich, dass Kamerun nicht über genügend Ressourcen verfügt, um mit einer solchen Pandemie fertig zu werden und dass Menschen in meiner Familie oder ich an dieser Krankheit sterben könnten. Neben persönlichen Gedanken denke ich auch an meine Kameraden und Freunde in meinem täglichen Leben. Trotz dieser Krankheit danke ich Gott, denn meine Familie und ich sind gesund. Ich hoffe, es geht dir gut, Gott schütze dich und deine Familie.”   Bepather (13), Schüler des Lyceé de Grand Batanga in Kribi

“Das Coronavirus ist eine sehr gefährliche Krankheit, welche in den Jahren 2019-2020 weltweit Chaos angerichtet hat. In meinem Land (Kamerun) hat es eine Pandemieinfektion und Todesfälle verursacht. Diese Pandemie manifestiert sich durch: Fieber, Müdigkeit, Erkältungssymptome, Atembeschwerden. Menschen mit einigen dieser Symptome können krank sein. Um herauszufinden, dass diese Personen zu Hause bleiben müssen, wenden sie sich an einen Arzt, aus Angst, das Virus zu verbreiten. Der Arzt muss bei der Ankunft einen Overall, Handschuhe und eine Schutzmaske als vorbeugende Maßnahme tragen, aus Angst, selbst kontaminiert zu werden. Wenn dieser Patient 37°C Körpertemperatur überschreitet, was der normalen Temperatur entspricht, hat er oder sie Covid-19. Um Covid-19 zu verhindern, müssen wir in Kamerun unsere Hände mit sauberem Wasser und Seife oder hydroalkoholischem Gel waschen, Händeschütteln vermeiden, eine Schutzmaske tragen, einen Meter von anderen Person entfernt bleiben, mit denen wir sprechen, Einwegtaschentücher verwenden und  in unseren Ellenbogen husten und niesen.

Ich habe keine Angst, weil die kamerunische Regierung bestimmte Präventionsregeln festgelegt hat und was mein persönliches Denken betrifft, bin ich sicher, dass diese Pandemie eines Tages nicht mehr sein wird. Was meine Familie betrifft, geht es einerseits gut, und andererseits nicht. Gut, weil es in meiner Familie keine Coronavirus-Fälle gibt und nicht gut, weil wir eingesperrt sind.”     Charisma (14), Schülerin des Lyceé de Grand Batanga in Kribi

 

 

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