Pionierarbeit in Deutschland 2014/ 2015
Am 13. Dezember 2014 sind unsere Kameruner Kolleg*innen am Flughafen in Hamburg eingetroffen.
Unsere zweite Austauschbegegnung in Hamburg war in jeder Hinsicht eine besondere und großartige Erfahrung für alle Beteiligten! Auf der institutionellen Ebene ermöglichte dieser Austausch die Implementierung einer langfristigen Kooperation zwischen dem Erziehungsministerium in Yaoundé und dem Landesinstitut in Hamburg, da die Idee einer Vernetzung einer breiten Öffentlichkeit präsentiert worden ist und neben der Fortführung der Projekte an den Schulen eine intensive Fortsetzung der gemeinsamen konzeptionellen Arbeit stattgefunden hat.
Auf der persönlichen Ebene fand eine Begegnung von Pädagog*innen zweier Länder statt, die aufgrund der unterschiedlichen kulturellen, religiösen, sexuellen und politischen Orientierung in vielerlei Hinsicht dazu beigetragen hat, eigene Werte in Frage zu stellen, sich auseinanderzusetzen und nicht zuletzt auch über globale Zusammenhänge sowie über deren Ursachen und Auswirkungen nachzudenken.
Zum Verlauf der Austauschbegegnung
Die dreiwöchige Austauschbegegnung war in drei Phasen untergliedert:
1. Phase: Ankommen, Ankunft in den Gastfamilien, offizielle Empfänge in den Schulen, Umsetzung der Schulprojekte, Vorbereitung und Durchführung des Kamerun-Tags
2. Phase: Weihnachtsfeierlichkeiten, Kurzreisen für Besuche und offizielle Verpflichtungen, gemeinsame Seminararbeit
3. Phase: Fortsetzung der Seminararbeit, gemeinsame Silvesterfeier, Seminarabschluss, Rückblick und Ausblick
In der ersten Phase des Ankommens wurden unsere Kameruner Kolleg*innen am Hamburger Flughafen sehr herzlich empfangen und verbrachten den Nachmittag in ihren Gastfamilien. Am nächsten Tag fand ein Adventscafé zur Begrüßung im Landesinstitut statt. In den nächsten Tagen wechselten sich Hospitationen und Projekte in den Schulen mit den konkreten Vorbereitungen des Kamerun-Tags ab. Abgerundet wurde diese Woche mit zahlreichen Begegnungen und Treffen mit den Kollegien an den Schulen und mit Seminarleitungen am Landesinstitut.
In der zweiten Phase standen zunächst die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vordergrund. Einige Referendare reisten an den Weihnachtstagen gemeinsam mit ihren Gastkolleg*innen zu den Eltern, zum Teil auch außerhalb von Hamburg. Alle anderen verbrachten den zweiten Weihnachtstag mit einer gemeinsamen Feier. Das Wochenende darauf nutzten einige der Kameruner Kolleg*innen, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Die Kameruner Projektleiterin nahm mit zwei weiteren Kollegen an diesem Wochenende eine Einladung des Kameruner Botschafters in Berlin wahr und präsentierte ihm ausführlich unser Projekt. Anschließend folgten erneut intensive Seminartage.
In der dritten Phase gab es zunächst eine arbeitsteilige Phase: Während die Multiplikator*innen an ihren Vereinsideen arbeiteten, trafen die Hamburger Kolleg*innen emsige Vorbereitungen für die Silvesterfeier, die im Haus der Projekte stattfand. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit einem köstlichen Buffet gab es eine Fotoshow unserer Begegnung in Kamerun, eine musikalische Darbietung der Band von einer der Hamburger Kolleg*innen, traditionelle Silvesterspiele und schließlich ausgiebige Tänze bis in den Morgen. Es folgte noch ein Seminartag, der der Dokumentation und der ausführlichen gemeinsamen Auswertung der Austauschbegegnung gewidmet war.
In den Hamburger Schulen
Nach der Ankunft haben die kamerunischen Multis in der ersten Woche die Schulen ihrer deutschen Gastgeber besucht – sowohl Gymnasien als auch Stadtteilschulen. Diese Tage lagen in der letzten Woche vor den Weihnachtsferien. Die Multis haben sowohl im Unterricht von ihren Gastgeber*innen als auch im Unterricht von deren Kolleg*innen hospitiert und dabei Einblicke in die Hamburger Schulrealität gewonnen. So wurde nicht nur im Deutsch- bzw. Sprachunterricht hospitiert, sondern auch in vielen anderen Fächern (z.B. Englisch, Mathematik, Latein, Kunst, Religion, Geschichte). Neben den Hospitationen wurden eigene Projekte mit verschiedenen Schulklassen durchgeführt, die ihren Ursprung teilweise schon in der ersten Begegnung in Kamerun hatten und hier fortgesetzt wurden. Insgesamt haben die Multis etwa 100 Unterrichtsstunden in den Schulklassen verbracht. Dabei wurden alle Klassenstufen (5 bis 13) besucht, darunter auch besondere Klassen wie z.B. internationale Vorbereitungsklassen (IVK) oder IPad- Klassen.
Offizielle Empfänge
Der erste Empfang fand am 13.12.2014 am Hamburger Flughafen statt, das Wiedersehen war für alle Beteiligten sehr berührend. Am 16.12. fand die traditionelle Weihnachtsfeier im Landesinstitut statt und wir wurden ganz offiziell von Herrn Prof. Dr. Keuffer, dem Direktor des Landesinstituts, empfangen und von seiner Seite aus mit herzlichen Worten begrüßt. Frau Dr. Kandzora, Leiterin der Abteilung Ausbildung im Landesinstitut und Frau Hilbig-Rehder, Abteilungsleiterin LIA 2 des Landesinstituts, haben unsere Seminararbeit intensiv begleitet, was für alle Teilnehmenden als sehr bereichernd und motivierend erlebt wurde.
In den Schulen wurden die Kameruner Kolleg*innen mit ihren deutschen Partner*innen teilweise sehr offiziell empfangen und haben sogar Geschenke erhalten. Alle beteiligten Schulleitungen haben uns Zugang zu den Schulklassen gewährt, die sich sehr interessiert und offen im Austausch und in den Diskussionen gezeigt haben.
Besonders gefreut haben wir uns über die Einladung des kamerunischen Botschafters Herrn Mpay in Berlin, um ihn über das Projekt zu informieren. Die Nationalinspektorin Frau Ebissemié sowie ein Kameruner Kollege und einer der Hamburger Referendare haben ihn als Vertreter der Gesamtgruppe in der Botschaft am 29. Dezember 2014 getroffen und das Programm sowie die Projekte präsentiert. Der Botschafter steht unserem Projekt sehr positiv gegenüber und hat uns viele Empfehlungen für das Gelingen des Projekts erteilt.
Zur konzeptionellen Arbeit
Von zentraler Bedeutung im Rahmen der Austauschbegegnung in Hamburg war die intensive konzeptionelle Arbeit, die sowohl in den Seminarsitzungen als auch immer wieder in informellen Gesprächen stattfand.
1. Die Vernetzung der Lehrerausbildung zwischen dem Landesinstitut und dem Erziehungsministerium in Kamerun
Es wurde beschlossen, dass beiderseitige Referendaraustausche weiterhin gefördert werden, indem den Referendaren aus beiden Ländern Kontakt- und Austauschmöglichkeiten angeboten werden. Die Zielgruppen werden in Kamerun die Junglehrer*innen sein, die nach dem universitären Studium kurze Praktika-Erfahrungen in der Schule gesammelt haben sowie in Deutschland die Referendare am Landesinstitut Hamburg. Damit geht die Erwartung einher, dass durch regelmäßige Schulbesuche und ein gemeinsames Projektvorhaben in dem jeweiligen Gastgeberland Einblick in die jeweiligen Schulsysteme, Unterrichtsumstände und -praktiken gewonnen werden. Zukünftig werden die Multiplikator*innen diese Austauschbegegnungen begleiten.
2. Die Vereine (EduNeC, Netzwirkung)
Es wurde die Relevanz, die Rolle und die aktive Beteiligung der Vereine (EduNeC und Netzwirkung) an der Durchführung von Schulprojekten, Schulpartnerschaften und der Vernetzung der Lehrerausbildung zwischen den beiden Ländern herausgestellt. Dabei wurden verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung, der Öffentlichkeitsarbeit und der Vernetzung für die Tätigkeiten der Vereine skizziert.
3. Die Tätigkeit der Multiplikator*innen
Die Kameruner Multiplikator*innen haben Seminarplanungen für das Jahr 2015 entworfen wurden. Zusätzlich zur Organisation zahlreicher Lehrerfortbildungen in Kamerun sollen zukünftig neue Multiplikator*innen ausgebildet werden. Dabei wurden erste konzeptionelle Überlegungen zum Zeitraum, zu den Teilnehmenden, den Seminarleitungen, den Ausbildungsmodulen und zur Finanzierung diskutiert.
4. Die Schulprojekte
Der Wunsch wurde geäußert, dass durch entstandene Kontakte zwischen den Lehrenden Schulprojekte langfristig entwickelt und durchgeführt werden. Dazu gibt es jeweils konkrete Absprachen zwischen den einzelnen Tandems.
5. Bildungsfahrt für Referendare
Im Oktober 2015 ist eine 18tägige Bildungsfahrt einer neuen Gruppe von Hamburger Referendaren nach Kamerun vorgesehen. Grundidee ist dabei die Gestaltung einer gemeinsamen Seminarwoche mit zehn Kameruner Junglehrer*innen und zehn Hamburger Referendaren in einem Kloster in Bafia zum Thema Projektunterricht. Parallel dazu sollen Workshopangebote für die Kolleg*innen der Schulen in Bafia stattfinden. In der zweiten Woche sollen dann alle Tandems ihre Projekte in den Schulen in Bafia umsetzen.
6. Das Symposium
Im November 2015 planen die Referendare die Gestaltung eines Symposiums zum Thema „Globales Lernen und Diversität“. Zum einen soll es für die Teilnehmenden der Bildungsreise eine Möglichkeit sein, der Hamburger Öffentlichkeit diese Austauschbegegnung zu präsentieren, zum anderen soll in Kooperation mit Hamburger Jugendverbänden durch Vorträge und Workshops eine breitere Öffentlichkeit angesprochen werden.
7. Ein Seminarhaus für die Multiplikator*innen
Die Multiplikator*innen planen den Bau eines Seminarhauses, um dort Seminare abhalten zu können. Als erster Schritt geht es um ein Grundstück, dazu sollen so bald wie möglich Verhandlungen mit den Bürgermeistern zweier geeigneter Orte stattfinden.
8. Bildungsfahrt für Pädagog*innen und Seminarleitungen
Eine langfristige Idee ist eine Bildungsfahrt für interessierte Lehrer*innen sowie für Seminarleitungen, die möglichweise im Frühjahr 2016 stattfinden soll.
Ein Fazit
Insgesamt betrachtet bilden diese beiden Austauschbegegnungen das Fundament für sowohl visionäre als auch für sehr konkrete Ideen im Hinblick auf eine intensive Vernetzung von SchülerInnen, Lehrer*innen, Schulen und den dazugehörigen Institutionen. Durch den gelungenen Kennlernprozess in den Austauschbegegnungen ist ein nachhaltiges Interesse an dem jeweiligen Land des Nachbarkontinents geweckt worden. Die Bereitschaft, auch weiterhin Ideen im Bildungsbereich auszutauschen und sich in konkreten Bildungsprojekten zu engagieren, ist bei fast allen Teilnehmern vorhanden. Es bleibt die Aufgabe der Vereine, diese Anliegen im Auge zu behalten und zu unterstützen. Der Anfang ist gemacht!