Interview mit
Francine Diane Guiadem

Liebe Diane, kannst du ein paar Worte zu deiner Person sagen?
Ich heiße Francine Diane Guiadem und bin 35 Jahre alt. Ich wohne in Ngaoundéré, im Norden von Kamerun. Ich bin ledig und habe keine eigenen Kinder, aber ich habe viele Kinder aus der Nachbarschaft in mein Herz geschlossen. Seit 15 Jahren bin ich als Deutschlehrerin tätig. In meiner Freizeit lese und reise ich gerne. Außerdem habe ich ein großes Interesse an Projekten, in denen der Mensch im Zentrum steht. Daher bin ich in vielen Vereinen aktiv, die sich in sozialer Hinsicht engagieren, wie z.B. in den Vereinen EduNeC und WOCA in Yaoundé, aber auch in einem Verein hier vor Ort, der „Coeur en Or“ (Herz aus Gold) heißt. Dieser Verein ist ein Frauenverein, in dem sich 10 Frauen regelmäßig treffen, um eigene Probleme zu besprechen, aber auch um Ideen für Projekte zu generieren und um Waisenkinder zu unterstützen.
Seit wann bist du Mitglied bei EduNec und wie bist du Vorstandsmitglied geworden?
Ich bin seit dem Jahr 2016 Mitglied bei EduNeC. In diesem Jahr habe ich an der ersten Bildungsfahrt nach Bafia und im Anschluss daran auch an dem Gegenbesuch in Deutschland teilgenommen. Seitdem habe ich ein großes Interesse an Projekten, wie zum Beispiel an den jährlich stattfindenden Deutschclubforen, die EduNeC als ein Projekttag jährlich in einer anderen Stadt für rund 500 Schüler*innen organisiert. Außerdem habe ich die spannende Tätigkeit der Multiplikator*innen kennengelernt, insbesondere durch Joseph Fombain und Nadège Tchuinang. Vor drei Jahren, also im Jahr 2021, gab Vorstandswahlen und der damalige Vorstand hatte die Idee, neue Personen in den Vorstand aufzunehmen und um damit gleichzeitig auch neue Ideen in die Vorstandsarbeit einfließen zu lassen. Ich wurde vorgeschlagen und habe diesen Vorschlag akzeptiert und so bin ich Vorstandsmitglied geworden.
Welche Aufgaben hast du als Vorstandsmitglied?
Im Verein EduNeC bin ich als Kassenprüferin tätig, d.h. ich beschäftige mich insbesondere mit den Einnahmen des Vereins. Dazu gehört, dass ich die Einnahmen überprüfe und den Mitgliedern darüber einen Bericht abstatte. Außerdem vergleiche ich mit dem zweiten Kassenprüfer, das ist Stéphane Konlack, der für die Ausgaben zuständig ist, die entsprechende Bilanz der Einnahmen und Ausgaben.
Wieso denkst du, dass es wichtig ist, Begegnungen zu ermöglichen und deutsch-kamerunische Freundschaften zu pflegen?

Ich halte die Begegnungen und den internationalen Austausch für sehr wichtig. Dabei steht für mich zunächst der Aspekt der Interkulturalität im Fokus. Wir können heutzutage nicht nur auf unserem Sofa zu Hause sitzen bleiben, ohne zu wissen, wie die Welt in der Realität da draußen aussieht.

Eine deutsch-kamerunische Freundschaft – das ist wegen der Kolonialzeit manchmal gar nicht so einfach. Aber heute haben wir die Chance, Begegnungen anders zu gestalten und können viel voneinander lernen. Wir können von den Deutschen viel über Bildung oder auch über Technologien lernen. Auf der anderen Seite können die deutschen Lehrkräfte viel über das Leben menschlicher Werte lernen. Ich bin auch der Meinung, dass wir unsere kulturellen Werte hier in Kamerun authentischer leben, als dies in Deutschland der Fall ist. Auch da können die deutschen Lehrkräfte viel von uns lernen. Das heißt letztendlich, dass Begegnungen einen guten Rahmen schaffen, um sich gemeinsam auszutauschen, andere Perspektiven zu verstehen und auch daran zu wachsen.

Stell dir vor, es ist das Jahr 2030. Welche Vision hast du für den Verein EduNec?

Meine Visionen für den Verein EduNeC für das Jahr 2030, da denke ich an verschiedene Aspekte. Zunächst haben wir dann deutlich mehr Mitglieder und wir werden zunehmend professioneller. Außerdem wird die Zahl unserer Projekte steigen, Projekte im sozialen Bereich und schulische Projekte im Rahmen der Bildung. Ganz konkret für meine Region könnte ich mir Projekte vorstellen, in denen Kinder sensibilisiert und begleitet werden, z.B. Kinder, die nicht zur Schule gehen, oder auch deren Mütter, um die Frauen zu stärken, oder auch Projekte mit Geflüchteten.

Das heißt, meine Vision ist, dass es viele unterschiedliche Menschen bei EduNeC gibt, die sich für andere Menschen und für den Verein engagieren, denn all diese Projekte werden die Welt schöner machen und für mehr Toleranz, Verständnis und Solidarität sorgen.

Gibt es sonst noch etwas, was du noch gerne sagen möchtest?

Ja, ich möchte an dieser Stelle noch gerne sagen, dass ich dem Verein EduNeC für die Möglichkeiten, die dieser mir eröffnet hat, sehr dankbar bin. Vorher war ich eine einfache Lehrerin, aber inzwischen habe ich so viele weitere Kompetenzen erworben, auf die ich nicht mehr verzichten möchte, und mit denen ich zum einen professioneller geworden bin und die mich zum anderen jetzt auch als Mensch ausmachen.

Danke für das Interview, liebe Diane!

Ich freue mich sehr darauf, dich im März in Kamerun wiederzusehen!

Kirsten Böttger

Newsletter - Januar 2025