Martin Paul Samba – Ein Held oder ein Verräter?
Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die Welt einen Wettlauf um Afrika bzw. um den Besitz von Kolonien, den sogenannten „Scramble for Africa“. Es galt dabei, vor allem für Europäische Mächte, neue Handlungsspielräume zu eröffnen und den Kontinent auszubeuten. Auch Kamerun wurde 1884 offiziell als deutsches „Schutzgebiet“ erklärt. Die deutsche Kolonialzeit Kameruns wurde von grausamen Gewalttaten geprägt und gehört zu einer der düstersten Perioden in der Geschichte Kameruns. Von 1884 bis 1919 war Kamerun eine Kolonie des Deutschen Kaiserreichs.
Samba erblickte um 1875 das Licht der Welt in einem Dorf, das als Metoutou-Engong bekannt ist, nahe Ebolowa in der heutigen Region Südkamerun. Er wurde während seiner Ausbildung in Kribi, einer Küstensiedlung im Süden Kameruns, zum Liebling der deutschen Kolonialherren. Er trat in die Dienste des deutschen Forschers Kurt von Morgan und begleitete ihn auf seinen Expeditionen, die 1889 begannen. Zwei Jahre später finanzierte Von Morgan dessen Studium in Deutschland. So ging er 1891 nach Deutschland, um die deutsche Militärakademie zu besuchen. Im Ausland wurde er Martin-Paul Samba getauft.
1902 begann Samba einen Aufstand gegen die Deutschen zu planen. Mit der zunehmenden Unterdrückung und Ausbeutung der Einheimischen durch die Kolonialmächte, änderte sich Sambas Einstellung, seine Loyalität den Deutschen gegenüber ging verloren. Er begann, die brutalen Methoden und die wirtschaftliche Ausbeutung seines Volkes zu hinterfragen. Es kam zur entscheidenden Wende: Im Geheimen begann er, den Widerstand gegen die Deutschen zu organisieren. Gemeinsam mit anderen lokalen Führern, wie Rudolf Duala Manga Bell, plante er eine umfassende Erhebung, um die deutsche Kolonialherrschaft zu stürzen und die Unabhängigkeit Kameruns zu erkämpfen. Er kontaktierte heimlich die britischen und französischen Streitkräfte, um Waffen zu erhalten, doch einer seiner Briefe wurde abgefangen. Die deutschen Streitkräfte nahmen ihn fest und klagten ihn wegen Hochverrats an. Samba wurde am 8. August 1914 in der Stadt Ebolowa hingerichtet.
Heute wird Martin-Paul Samba von vielen als Held, der sich gegen die koloniale Unterdrückung auflehnte, angesehen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die seine anfängliche Zusammenarbeit mit den Kolonialherren kritisch als Verrat betrachten. Diese Ambivalenz im kollektiven Gedächtnis der Kameruner verleiht ihm eine erhebliche Resonanz und trägt zum Bestehen seiner Geschichte als Märtyrer bei. Seine Anerkennung als Symbols des Widerstands und des Nationalstolzes überwiegt aber in Kamerun und wird in jüngeren Generationen im schulischen Kontext hervorgehoben. Er gehört neben Douala Manga Bell zu den bekanntesten Nationalhelden Kameruns. Ihm wird mit einer Statue in Ebolowa gedacht, umgeben von einer Vielfalt an Kolonialspuren, die bis in die Gegenwart hineinwirken.
Mebenga m’Ebono, bekannt als Martin Paul Samba (etwa 1875–1914), ist eine der faszinierendsten und gleichzeitig umstrittensten Figuren in der Geschichte Kameruns. Geboren in das Volk der Ewondo, führte sein Weg von einer engen Zusammenarbeit mit den deutschen Kolonialmächten bis hin zu einem heldenhaften Widerstand gegen diese. Die Frage, ob Samba als Held oder Verräter gilt, wird daher bis heute kontrovers diskutiert.