Mein Aufenthalt in der Familie von Christelle im März 2025
Nach den ersten Tagen in der ländlichen Umgebung Kameruns, wo wir uns ein wenig akklimatisieren konnten, warteten wir nun in Mboms Haus darauf, dass unsere Gastfamilien uns abholten. Dabei hatte ich das Glück, komplett in den Alltag einer kamerunischen Familie mitten in einem quirligen Yaoundéer Viertel eintauchen zu können, was sich auch dadurch authentisch anfühlte, dass wir ausschließlich auf französisch kommunizierten.

Unser Quartier war ein recht großzügiges Dreigenerationengrundstück mit Christelles Haus und weiteren Gebäuden ihrer Familie. Somit war immer viel los und nach und nach lernte ich viele, meist weibliche Familienmitglieder kennen, die mich alle sehr freundlich begrüßten. Eine Nichte von Christelle nutzt ein kleines Häuschen direkt an der Straße, in der sie als Schneiderin arbeitet und wie dort üblich, die entstandenen Kleider gut sichtbar außen aufhängt.

Unser Fortbewegungsmittel waren vorwiegend die kleinen gelben Sammeltaxis, die man heranwinken kann, um die passende Richtung auszuwählen. Diese nutzten wir zum Beispiel für einen Sightseeing-Ausflug in die lebendige Innenstadt. Besonders beeindruckt hat mich ein Treffen der Frauenassoziation, genannt Tontine, dem ich beiwohnen durfte. Dort kamen etwa 20 Frauen zusammen, die alle Kleider mit demselben leuchtenden Muster in gelb und türkis trugen. Es dauerte mehrere Stunden, bis die verschiedenen Sparbeiträge eingesammelt, Kreditgeschäfte abgeschlossen sowie protokolliert worden waren und wurde abschließend mit einem gemeinsamen Essen und Gesangsritual abgerundet. Dieser Zusammenschluss ermöglicht es den Frauen, auf Basis gegenseitigen Vertrauens finanzielle Projekte eigenständig und unabhängig von Banken realisieren zu können.
