Bildungsfahrt März 2025

Als ich das erste Mal von den Bildungsfahrten nach Kamerun hörte, war ich sofort interessiert, da ich 1983/84 im Rahmen einer Auslandsfamulatur als Medizinstudentin 5 Monate in Kamerun war. Damals verbrachte ich 3 Monate in Tibati – im Norden von Kamerun, wo ich in einem kleinen Krankenhaus den dort verantwortlichen Kameruner Arzt bei seiner Arbeit und in seinem Leben begleitet habe. Anschließend bin ich zunächst alleine, später zusammen mit meinem damaligen Freund und heutigen Mann durchs Land gereist – per Bahn und Sammeltaxi. Da ich seit Anfang 2025 in Rente bin, hatte ich genug Zeit und Offenheit, mich auf die erneute Reise nach Kamerun vorzubereiten, auf meine für mich so wichtige Reise als junge Frau zurückzublicken und war ganz gespannt auf die Veränderungen und Entwicklungen, die das Land in über 40 Jahren gemacht hat.
Auf dieser Reise waren wir nicht im Norden des Landes. Wir waren überwiegend im Zentrum, im Süden, im Westen und in Yaoundé, der Hauptstadt. In meiner Erinnerung war Yaoundé eine angenehme, relativ entspannte kleinere Stadt, in der wir damals gut zu Fuß z.B. ins Kino gehen konnten. Jetzt 2025 hat der Verkehr extrem zugenommen, zu Fuß zu gehen ist nicht mehr angesagt, man versucht ein kleines gelbes Taxi zu ergattern, um von A nach B zu kommen oder ein kleines Motorrad, das 2-3 Passagiere aufnehmen kann und von jungen Männern geschickt und oft unter Umgehung jeglicher Verkehrsregeln durch den hupenden chaotischen Verkehr gelenkt wird. Gottseidank hatten wir unsere netten hilfsbereiten Kameruner dabei, die energisch für uns das jeweilige Ziel und die dementsprechenden Preise aushandelten, so dass wir immer wohlbehalten und safe ankamen, nachdem wir entspannt schaukelnd durch das Autofenster das trubelige Treiben der jetzigen Großstadt Yaoundé beobachten konnten. Die Architektur der Häuser hat sich erstaunlicherweise wenig geändert, weiterhin gibt es unzählige kleine einzelne Geschäfte, wo man alles, was man für das Leben braucht, einkaufen kann. Es gibt in Yaoundé relativ wenige Supermärkte oder Hochhäuser. Das Leben spielt sich nach wie vor hauptsächlich auf der Straße ab und kaum in abgeschlossenen Einkaufszentren. Dadurch wirkt die Stadt sehr lebendig.
Nach wie vor sieht man hauptsächlich junge Leute auf den Straßen. Die Geburtenrate ist weiterhin sehr hoch – 4-5 Kinder pro Frau. Kinder auf den Straßen sind überall, im Gegensatz dazu sieht man wenig richtig alte Menschen.
In meinen Begegnungen konnte ich eine riesengroße Gastfreundschaft der Menschen erleben. Überall sind wir sehr herzlich empfangen worden, man hat für uns toll gekocht, man hat überall versucht, uns das Leben als Reisende so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Menschen haben sich für uns Zeit genommen, uns zugehört, waren interessiert und neugierig und waren dankbar, dass wir ihr Land besuchen.
Nach der Rückkehr nach Deutschland hat sich für mich der Blick auf mein Land verändert. Ich bin sehr froh in einem Land, mit einer gut funktionierenden Infrastruktur zu leben. Ich kann relativ pünktlich von A nach B reisen, kann mich meist auf ein kostenloses Gesundheitssystem verlassen. Kann mein Leben planen, kann reisen, wohin ich will. Aber: Ich sehe hier viele alte, wenig junge Menschen. Viele schauen sehr ernst oder traurig aus. Lautes Reden oder Lachen ist selten. Gastfreundschaft ist kompliziert. Fremde Menschen werden zunächst eher skeptisch wahrgenommen….
Und so ist diese Reise nach Kamerun erneut eine ungeheure Bereicherung für mich geworden, an die ich sehr sehr gerne zurückdenke. Dies verdanke ich – neben unserer tollen Reisegruppe und Kirsten – vor allem den ungeheuer tollen Kamerunern und Kamerunerinnen, die uns so kompetent und herzlich in ihrem Land begleitet haben.
Christa-Maria Haas

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