Editorial

Liebe Mitglieder, liebe Interessierte,

der letzte Newsletter liegt inzwischen ein halbes Jahr zurück und während wir noch in Erinnerungen schwelgend die Bilder zu den Artikeln sortieren, auf denen Hamburg noch ganz verschneit erscheint, ist bereits der Sommer eingekehrt. Höchste Zeit also, mal wieder zu berichten, was sich bei NetzWIRkung und EduNeC seit Beginn des Jahres so getan hat. Wir laden Euch also herzlich ein, im Sommer-Newsletter zu folgenden Themen zu stöbern:

  • Was ist eigentlich aus den Tandems geworden,
  • die Bildungsfahrt im März 2025 nach Kamerun (u.a. Yaoundé, Ebolowa, Bafoussam, Douala),
  • eine spannende Rezension zu einem Comic zum kolonialen Erbe,
  • Blitzlichter zu den Kameruner:innen, deren Bildungsfahrt sie nach Hamburg führt,
  • tiefe Einblicke in unser Anti-Rassismus-Training von Phoenix e.V. und
  • Neuigkeiten aus beiden Vereinen.

Außerdem würden wir uns sehr über eine Unterstützung für die Schulprojekte unter dem Motto „Decolonize Hamburg!“ der Bildungsfahrtler*innen im Juli freuen. Ihr findet hier den Link zur gemeinnützigen Spendenplattform betterplace: Seid mit dabei! Decolonize Hamburg!

Wir wünschen Euch wie immer eine angenehme und gewinnbringende Lektüre und freuen uns über ein Feedback.

Was ist eigentlich aus dem Tandems geworden?

Martin Luther Nangue Foutsop und Mark Schauer waren auf der Bildungsfahrt Bafoussam-Hamburg 2016/ 2017 ein Tandem. In dem Artikel erzählen beide von ihren schönsten Momenten von der Bildungsfahrt, wie die Reise und die gemeinsame Begegnung ihr weiteres Leben geprägt haben und welche Rollen die Themen der Reise – Rund um koloniale Geschichte und rassistische Strukturen – auch heute noch in ihrem Alltag spielen. 

Widerstand. Drei Generationen antikolonialer Protest in Kamerun. ​

Die Initiative Perspektivwechsel e.V. hat einen sehr lesenswerten Band zum antikolonialen Widerstand in Kamerun herausgegeben. In drei Comic-Reportagen geht es um Widerstand gegen den Kolonialismus in Kamerun, der aus verschiedenen Perspektiven und Zeiten dargestellt wird und der die Themen Kolonialismus, Rassismus und Erinnerungskultur aufgreift. Der Fokus wird auf die Menschen gerichtet, die sich gegen die koloniale und postkoloniale Herrschaft wehrten und deren Geschichten im Schulunterricht weder in Kamerun noch in Deutschland sehr präsent sind. Gleichzeitig wird deutlich, zu welchen Auswirkungen die rassistische Kolonialpolitik Deutschlands (1884 – 1919), Frankreichs (1919 – 1960) und Großbritanniens (1919 – 1960)  für die Menschen in Kamerun führte.

Babeth und Kisito – Reiseführerin und Reiseführer mit Herz
Eins steht fest: Keine Bildungsfahrt funktioniert ohne die Begleitung und Unterstützung durch unsere Kameruner Kolleg*innen von EduNeC. Oft geht es in Berichten über Reisen darum, was man selbst erlebt hat oder persönlich mitnimmt, aber dafür, dass wir eine großartige Reise hatten, haben vor allem zwei Menschen gesorgt: Babeth und Kisito. Unsere beiden Reiseleiter*innen haben uns zuverlässig und organisiert durch die Reise begleitet und vor allem dafür gesorgt, dass wir uns herzlich aufgenommen gefühlt haben.
Mein Aufenthalt bei der Familie Ndongo in Yaoundé

Im Rahmen der Bildungsreise des Vereins Netzwirkung e.V. hatte ich die Gelegenheit, vom 14. bis 16. März 2025 ein Wochenende bei der kamerunischen Gastfamilie Ndongo in Yaoundé zu verbringen. Ziel dieses Aufenthaltes war es, das Alltagsleben in Kamerun kennenzulernen und interkulturellen Austausch aktiv zu erleben.

How to be Pippi
Es ist der Abend des 22. März 2025 auf einer 50. Geburtstagsfeier in Yaoundé, zu der keiner der Gesprächspartner eingeladen war. Philippe Elanga erzählt von den Projekten seiner Theatergruppe, mit der er zu gesellschaftlichen Themen arbeitet und unter anderem die Geschichte von Duala Manga Bell, einem kamerunischen Helden zur deutschen Kolonialzeit, zur Aufführung gebracht hat. Seine Gesprächspartnerin Rosa Ernst, eine Theaterlehrerin aus Hamburg, ist begeistert von der Leidenschaft, mit der er über das Theaterspielen und seine Gruppe spricht. Schnell entdecken die beiden gemeinsame Themen in ihrer Arbeit.
Mein Aufenthalt in der Familie von Christelle im März 2025
Nach den ersten Tagen in der ländlichen Umgebung Kameruns, wo wir uns ein wenig akklimatisieren konnten, warteten wir nun in Mboms Haus darauf, dass unsere Gastfamilien uns abholten. Dabei hatte ich das Glück, komplett in den Alltag einer kamerunischen Familie mitten in einem quirligen Yaoundéer Viertel eintauchen zu können, was sich auch dadurch authentisch anfühlte, dass wir ausschließlich auf französisch kommunizierten.
Kamerun im Vergleich - 1983/84 und 2025
Als ich das erste Mal von den Bildungsfahrten nach Kamerun hörte, war ich sofort interessiert, da ich 1983/84 im Rahmen einer Auslandsfamulatur als Medizinstudentin 5 Monate in Kamerun war. Damals verbrachte ich 3 Monate in Tibati – im Norden von Kamerun, wo ich in einem kleinen Krankenhaus den dort verantwortlichen Kameruner Arzt bei seiner Arbeit und in seinem Leben begleitet habe. Anschließend bin ich zunächst alleine, später zusammen mit meinem damaligen Freund und heutigen Mann durchs Land gereist – per Bahn und Sammeltaxi.
Bildungsfahrt nach Kamerun: Eine Reise, die bewegt
Wenn ich heute auf die Bildungsfahrt nach Kamerun mit Netzwirkung im März 2025 zurückblicke, kommen mir zwei Wort in den Sinn: Perspektivwechsel und Flexibilität. Diese Reise hat mir nicht nur neue Einblicke in ein anderes Land, eine andere Kultur und ein anderes Bildungssystem ermöglicht – sie hat auch in mir selbst etwas gelöst und bewegt.
TEBEUMEZENG Rodrigue
Anderen Menschen begegnen, ihre kulturellen Hintergründe kennen lernen und dadurch eigene Kenntnisse und Fähigkeiten weiter verbessern, Differenzen erleben und natürlich Grenzen überwinden: das ist eine ganz tolle und nicht zu verpassende Erfahrung. Darauf bin ich wirklich gespannt!
NJIKAM Mariama
In zwei Wochen werden wir in Hamburg sein. Als Bildungsfahrtlerin freue ich mich schon auf den Gegenbesuch, der im Juli stattfinden wird. Darüber hinaus bin ich darauf gespannt, mit deutschen Schüler*innen Projekte wie in Bafoussam durchzuführen. Den Kulturaustausch, das Zusammenleben und die Weiterbildung finde ich bei diesem Projekt am wichtigsten. Aus diesem Grund möchte ich hiermit EduNeC und Netzwirkung ganz herzlich bedanken. Die Bildungsfahrt ist für die Lehrkraft von großem Belang.
BILOA Thérèse Marina
Ich möchte dem gesamten Team, das hinter diesem Projekt steht, meinen herzlichen Dank aussprechen. Trotz der globalen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie haben wir nicht aufgegeben. Ich freue mich sehr auf diese Reise, die einen bedeutenden kulturellen und intellektuellen Austausch ermöglichen wird. Ich hoffe auf einen bereichernden und angenehmen Aufenthalt in Hamburg und blicke mit Zuversicht und Optimismus auf die kommenden Erfahrungen.
ADOUBE MPELE Judith
Die Bildungsfahrt 2019 in Bafoussam war eine gute Gelegenheit für mich. Ich hatte eine tolle Zusammenarbeit erlebt. Alles war schön und voller neuer Erfahrungen. Wir haben gemeinsam gelebt und gelernt: Projektunterricht, schülerzentrierter Unterricht, deutsche koloniale Spuren und vieles mehr. Als kamerunische Deutschlehrerin habe ich viel gelernt. Nun tic tac tic tac auf nach Deutschland…
ZANGA BISSA Sonia
Nach fünf Jahren ist es uns endlich gelungen, dieses schöne Abenteuer weiter zu schreiben. Ich habe es eilig, nach Hamburg zu fliegen. Ich bin besonders sehr gespannt auf diese Reise, weil es mein erstes Mal ist, eine deutsche Stadt kennenzulernen. Ich wünsche mir einen schönen Aufenthalt und neue Erfahrungen. Ich bin neugierig auf die Arbeit mit deutschen Schüler*innen.
BAPACK Jean Francois
Die bevorstehende Bildungsfahrt nach Hamburg erfüllt mich mit großer Freude und gespannter Erwartung. Sie ist eine besondere Gelegenheit, nicht nur ein neues Land und dessen Schulsystem kennenzulernen, sondern auch unsere interkulturelle Zusammenarbeit weiter zu vertiefen. Gleichzeitig empfinde ich diese Reise als eine spannende Herausforderung: Wir setzen uns mit einem komplexen und sensiblen Thema auseinander – Kolonialismus – und möchten dieses im Dialog mit unseren deutschen Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schülern reflektieren. Ich freue mich auf den Austausch, auf neue Impulse für meine pädagogische Arbeit und darauf, gemeinsam mit anderen Lehrkräften Brücken zwischen unseren beiden Kulturen zu bauen.
Ich, Wir und "die Anderen" - Anti-Rassismus Workshop mit Phoenix e.V.
Als Verein, der sich für Bildungsprojekte über internationale Grenzen hinweg, interkulturelle Zusammenarbeit und – vielleicht sogar vor allem– für gemeinsame Erfahrungen und den Austausch in kulturellen und menschlichen Beziehungen einsetzt, gehört auch die Auseinandersetzung mit Rassismus zu unserem Selbstverständnis. Auch – oder gerade weil – diese nicht immer leichtfällt. Deshalb haben wir uns Ende Januar/Anfang Februar dieses Jahres ein Wochenende lang Zeit genommen und an einem so genannten Anti-Rassismus-Training von Phoenix e.V. teilgenommen.
NetzWIRkung

Auf der letzten Mitgliederversammlung wurde der neue Vorstand gewählt. Wir danken dabei sehr herzlich Roxanne Mettler und Léopold Leumassi für ihr Engagement in den vergangenen Jahren, da beide aus dem Vorstand ausgeschieden sind. Neu in den beisitzenden Vorstand wurden Saadet Bal und Nadine von Holdt gewählt, die wir sehr herzlich begrüßen.

Damit ist der neue Vorstand wie folgt besetzt:

Beisitzer*innen: Saadet Bal, Elena Bomm, Anna von Drehle, Gesche Fink, Anette Hutter-Graichen, Nadine von Holdt und Alexander Kolling

Geschäftsführender Vorstand: Kirsten Böttger (Vorsitzende), Heino Schäfer (Stellvertretender Vorsitzender), Rolf Graichen (Kassenwart)

EduNeC

Was EduNeC zurzeit beschäftigt, ist:

  • das Vorbereitungsseminar und die Reise der Bildungsfahrtler*innen Bafoussam-Hamburg 2025 nach Hamburg,
  • die Organisation des kommenden Jahrestreffens, das vom 07.-09.08.2025 stattfinden wird, vorgesehen sind in diesem Jahr die Vorstandswahlen sowie
  • die Teilnahme von EduNeC am Sommercamp und am Lehrkräftekongress des Goethe-Instituts.
Termine
  • 30.06. – 12.07.2025 – Empfang der Lehrkräfte und Schüler*innen des Lycée Bilingue de Bafoussam an der Winterhuder Reformschule
  • 07.07. – 21.07.2025 – Empfang der Bildungsfahrtler*innen der BF Bafoussam in Hamburg, Schulprojekte zum Themenschwerpunkt „Koloniales Erbe – Erinnerungsorte, Glaube und Identität“