Counseling für Frauen – mit rund 30 Frauen aus Kamerun und Deutschland!

Gruppenfoto der Teilnehmerinnen aus dem "Counseling-Projekt"

Im Juli 2022 haben sich rund 30 Frauen aus Kamerun und Deutschland gemeinsam auf den Weg gemacht, um ein spannendes Pilotprojekt auf die Beine zu stellen: 

Ein Qualifizierungsprojekt zum Counseling!

In einer Kooperation zwischen dem Institut für Humanistische Psychologie (IHP) in Eschweiler und den beiden Vereinen Educational Network Cameroun (EduNeC) in Yaoundé und Netzwirkung e.V. in Hamburg qualifizieren sich 12 Kameruner Frauen, die im psychosozialen bzw. im Bildungsbereich arbeiten, in einer einjährigen Ausbildung als Counselor. Auf der Seite der Lehrcounselor erweitern die beteiligten Kolleg*innen ihre interkulturellen Kompetenzen, gewinnen einen Einblick in den Lebensalltag der Kameruner Kolleg*innen und setzen sich intensiv mit den Themen Kolonialismus, Rassismus und Critical Whiteness auseinander. Angela Keil und Kirsten Böttger, beide Counselor Supervision, haben die Projektleitung inne. In der erweiterten Projektkoordination befinden sich die Vertreter*innen der beteiligten drei Institutionen.

Das Konzept ist angelehnt an das IHP-Konzept des Counseling Basis Jahr, allerdings angepasst an die Rahmenbedingungen in Kamerun und berücksichtigend, dass alle Teilnehmenden bereits eine langjährige Berufserfahrung im pädagogischen Bereich mitbringen. Neben Präsenz- und Onlineseminaren findet eine individuelle Begleitung durch die Lehrcounselor statt.

Zur Motivation aus Kameruner Perspektive

Mit Counseling verbinde ich das Folgende: Ich denke, dass es in dieser komplexen Welt so viele Herausforderungen gibt und es daher Menschen braucht, die anderen wertschätzend zur Seite stehen und sie bei der Realisierung ihrer Träume und Visionen begleiten können.

Gedankensplitter aus der Runde der Beteiligten

• … ein feministisches Frauenprojekt?
• … oder rekonstruieren wir erneut rassistische Denkweisen und Strukturen?
• … Counseling in die Welt tragen? • … wir sind ja alle keine Rassist*innen! Oder doch?
• … und immer auf Augenhöhe sein!?
• … als Lehrcounselor begleiten, ohne den kamerunischen Kontext zu kennen?

Ein erster Blick zurück

Die Idee einiger Kameruner Kolleginnen, sich im Rahmen des Counseling zu qualifizieren, stieß auf ein reges Interesse. Es entwickelten sich erste konzeptionelle Ideen und es fanden sich sowohl auf der Kameruner als auch auf der deutschen Seite schnell interessierte und von dem Projekt begeisterte Frauen. Im Juli 2022 fand das erste Präsenzseminar unter dem Motto „Willkommen im Counseling: Potentiale und Entwicklungen“ in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, statt. Neben dem Ankommen standen dabei u.a. die Cycles of Power von Pamela Lewin, die Themenzentrierte Interaktion nach Ruth Cohn, die Grundlagen der Humanistischen Psychologie, die Entstehung des Counseling sowie soziale und kulturelle Grundlagen von Beratung im Vordergrund. In einer Videokonferenz erörterten die Teilnehmenden die Geschichte des IHP mit Dagmar Lumma und in einer weiteren Onlinesitzung moderierten die Kameruner Kolleginnen einen Austausch mit den Trainerinnen in Deutschland.

Ein Pilotprojekt und unsere gemeinsamen Visionen

• … Wir gehen diesen Weg gemeinsam mit rund 30 Frauen aus dem globalen Süden und Norden.
• … Wir haben uns einen Rahmen überlegt, um auf der strukturellen und inhaltlichen Ebene Sicherheit, Klarheit und Vertrauen zu bieten.
• … Wir leben in einer globalen Welt mit macht- und rassistischen Strukturen. Wir sind nicht gleich, sondern ein Teil von uns besitzt Privilegien, ein anderer Teil nicht, ein Teil erlebt Diskriminierung und Rassismus, ein anderer Teil nicht. Wir haben die Verantwortung, dies zu reflektieren und dies zu ändern.
• … Wir wissen, dass es um ein Pilotprojekt geht und sind daher offen, wie dieses Projekt weitergeht.
• … Wir sind sehr zuversichtlich, dass sich auf diesem gemeinsamen Weg weitere Ideen entwickeln werden und vertrauen darauf, dass diese mit der Zeit reifen werden.