Lycée Billingue & WIR

Mitten im Deutschunterricht: 90 Schüler*innen sitzen dicht gedrängt in langen Holzbänken im Klassenraum. Wir kommen unangekündigt, sind sofort willkommen und ein strenger Blick genügt, um die hinterste Bank für uns frei zu räumen. Die Kinder rücken einfach noch enger zusammen. In Kamerun findet man Lösungen. Die Kollegin unterrichtet unbeirrt weiter. Großgruppen-Didaktik ist Alltag. Im Lehrbuch geht es um einen Geburtstag. Neugierige Kinder rufen durch die offenen Fenster herein. Nicht alle können sich ein Buch leisten und mitlesen. Alle schreiben sauber von der Tafel ab und nutzen dabei konsequent zweifarbige Markierungen. Natürlich wird über den Besuch getuschelt, aber man will doch zeigen, was man gelernt hat. Zum Abschluss singen wir „Zum Geburtstag viel Glück!“

Für die WI*R (Winterhuder Reformschule) ist es in der Tat ein Geburtstag. Wir sind von der Schulleiterin des Lycée Bilingue de Bafoussam warmherzig empfangen worden und haben von ihr grünes Licht für erste Austauschbegegnungen unserer Schulen im September 2024 und Juli 2025 bekommen. Der Verein Netzwirkung e.V. hat den Kontakt ermöglicht. Man hatte in Bafoussam schon gehört, dass wir von der WI*R nach dem Ende unserer 10 jährigen Partnerschaft mit dem Collège Jean Tabi in Yaoundé auf der Suche waren. Die Deutschlehrenden in Kamerun sind eng in professionellem Austausch vernetzt. Neuigkeiten verbreiten sich schnell. Sofort beginnt das Deutschkollegium mit mir die Planung unseres inhaltlichen Rahmens, die wir abends beim Essen vertiefen. Für die 13 Briefe unserer Kamerun AG an der Stadtteilschule Winterhude bringe ich als glückliche Briefträgerin 40 Antworten von Schüler*innen aus Bafoussam und die frohe Botschaft der Geburt einer neuen Schulpartnerschaft mit zurück nach Hamburg

Wir möchten gemeinsam herausfinden, was unsere Gesellschaften zusammenhält. Was ist mir wichtig? Was bedeuten Familie und Freunde für mich? Welche Ängste und Sorgen habe ich? Was ist mein Lieblingsort in meiner Stadt? Welche Aspekte meiner Kultur sind mir wichtig? Die Jugendlichen zeigen sich als Reiseführer*innen gegenseitig ihre Lieblingsorte und kulturellen Schätze.
Vieles ist im Umbruch, das macht den Blick zurück wertvoll. Die Jugendlichen stellen ihren Eltern und Großeltern in Generationeninterviews ähnliche Fragen, entdecken deren Geschichte und treffen gemeinsam mit ihnen Entscheidungen, was sie mit den anderen teilen möchten. So entsteht eine Ausstellung mit Bildern, Texten und wichtigen Dingen, die Leben beleuchten.

Ihr seid schon jetzt zur Vernissage in Bafoussam, Hamburg oder online herzlich eingeladen! Termin und Link folgen!

Elena

Newsletter - Juli 2024