Bildungsfahrt 2024 – Auf nach Foumban!

Montag, viertel vor neun war ich schon in Foumban; fix und fertig die Rolle eines improvisierten Touristenführers zu spielen. Heiß erwartet waren zehn Leute aus Hamburg und ein Kameruner. Kisito, Mitglied des Vereins EduNeC und gleichzeitig Koordinator dieser Sitzung der Bildungsfahrt auf der kamerunischen Seite. Die Erwartungszeit dehnte sich bis zwölf Uhr! Per Telefon wurde mitgeteilt, dass eine Bildungsfahrtlerin krank war. Das Koordinationsteam musste ihr in einem Bafoussamer Krankenhaus beistehen. Daher die Verspätung! Ein Teil der Wartezeit wurde ausgenutzt, um den Punkt mit dem Kulturminister der Bamun zu besprechen. Foumban, sein gleichzeitig traditioneller und moderner Palast, sein Gebirge und ferner die grüne Landschaft der Nun-Bezirks, zählt zu den beliebten Sehenswürdigkeiten in der West-Region Kameruns.

Um zwölf Uhr parkte ein weißer Mini-Bus im Vorhof des Palasts. Daraus Kisito, der mich telefonisch erreichen musste, da ich ihn im Inneren des Busses nicht gleich entdecken konnte. Ich ging zu ihm und da gab es freundliche Grußworte und Umarmungen, denn seit langen Monaten habe ich meinen Freund Kisito nicht mehr gesehen. Danach auch freundliche Stimmen und Handreichungen von diesen neuen „Gebrüdern“ aus Deutschland. Eine Gruppe bestehend aus einem Mann und acht Frauen. Sie stiegen aus dem Mini-Bus, packen ihre Taschen aus, organisierten ihre Imbisse etwas versteckt, denn es war gerade die Fastenzeit Ramadan.
Sofort betrat das große Team den gepflasterten Hof des Palasts, der offensichtlich schon einen erheblichen Eindruck machte. Im Hintergrund des Palasts mussten wir vor einer Treppe aus Holz warten bis der Museumführer kam und unser Team zum Kulturminister, Nji Nchare, einführen konnte. Beim Warten konnte man die Bamun-Musik hören. Ein typischer Rhythmus mit traditionellen Instrumenten, die heute nur noch bei Fürsten und Hofsängern zu hören sind. Daraus strahlte sich eine gewisse Freude aus, die sich auch auf die Zuhörer*innen auswirkte und sie zum Tanzen brachte. Die Damen mussten jetzt tanzen. Und kurz danach durften wir die Treppen hinauf bis ins Büro des Kulturministers gehen. Der fünfzigjährige Mann, Nji Nchare, empfing uns mit Lächeln und ein paar Willkommenswörtern auf Deutsch und ließ dann hören: „Bonheur war hier seit sechs Uhr und wollte sich vergewissern, dass alles stattfindet und gut läuft…“ Wir mussten alle lachen.

Dann konnte der Besuch des hundertjährigen Gebäudes anfangen. Das zu besuchende Museum besteht aus einem Dutzend Galerien mit Gegenständen, Zeitzeugen aus verschiedenen Epochen der sieben Jahrhunderte der Bamun-Geschichte. D. h. vom Reichsbegründer Nchare Jen über den weltweit und mehrfach bekannten Erfinder Sultan Njoya bis zum jetzigen Sultan M. Mbombo Nabil; dem zwanzigsten Regent seit den ersten Stunden des Reiches. Ein Schwerpunkt dieses Galeriegang war die Geschichte des Throns Njoyas, der bis heute in einem Berliner Museum zu finden ist. Aus der Tabelle der verschiedenen Regenten ergibt sich, dass die Machtergreifung bei den Bamun gar nicht patriarchalisch ist. Eine der prägenden Regentinnen blieb nur dreißig Minuten an der Macht und beeinflusste dabei und auf ihre Weise das Schicksal des sich weiter entwickelnden Bamun-Landes.

Nach dem zwei Stunden langen, atemräubernden Besuch durften unsere neugierigen Gäste frische Luft einatmen. Sie aßen ihre Imbisse. Respekt und Intimität! Auf der anderen Seite, von den Büros der Hofleute heraus, konnte man merken, wie diese deutschen Tourist*innen nicht reserviert sondern vielmehr respektvolle Menschen sind. Ich wurde dann gefragt: „Warum essen diese Weißen auf der Straße, anstatt ins Restaurant zu gehen?“ „Aus Respekt vor der Ramadanzeit finden wir es schockierend, so offen zu essen, da wo die große Mehrheit fastet!“ hatte mir Elena ganz am Anfang erklärt.
Darauf folgte ein Stadtbummel mit Karim. Der junge Mann, der uns zum neuen Museum führen sollte, fügte auch ein anderes Ziel hinzu. Zu sehen waren einige Gemälde; die Porträts von den damaligen Sultanen und eine Inszenierung des Alltagslebens aus einer anderen Zeit.
Die Gruppe verließ den Palast und begab sich in eine Schmiede, die gar nicht weit vom Sultanat liegt. Staubig und rutschig, dieser Weg dahin kein leichter. In der Werkstatt durften alle miterleben, wie eine Genossenschaft junger Leute Skulpturen und Schmuckstücke herstellt, sie ausstellt und als Lebensunterhalt verkauft. Es wurde verhandelt und gekauft.
Um vier Uhr mussten die neugierigen Gäste die Schmiede verlassen und machten sich auf den Weg zu der Hauptmoschee der Stadt Foumban. Diese interessante Sehenswürdigkeit befindet sich in der Mitte des Marktes. Aus dem großen, weißen Gebäude drängte sich eine große Anzahl Männer heraus. Das Nachmittagsgebet war gerade beendet und die Hamburger Mannschaft stand vor einer Menge Lächeln, neugierigen und natürlich gastfreundlichen Gesichtern. Auch wenn dieser Eingang nur für Männer bestimmt ist, erlaubte einer der vorbeigehenden Imame den Besuch. Aber nur Christian ging über die Schwelle, während die anderen im Hof blieben und Fotos machten.
Die Markttage in Foumban sind Mittwoch und Samstag. Auch wenn der Markt heute voll erschien, gab es nur wenig zu sehen. An Markttagen kommen Menschen aus den Nachbardörfern, bieten bunte Waren an und werben auch sehr laut dafür. Um uns herum waren jedoch Warenauslagen voller Schmuckstücke, Gewürze, Obst, Gemüse. Hinzu Jungen mit Schubkarren und Mädchen mit bunten Tüchern, die Schüsselbeignets auf dem Kopf trugen und sie freundlich anboten. Bei manchen Verkäuferinnen lagen auch die Waren am Erdboden. Die einen rufen den Vorbeigehenden Witze zu, wie „Ma soeur, viens alors!“, „Ma chérie, tu veux quoi? Il y a tout ici…!“ In dieser letzten Allee kamen wir bei den Frauen an, die nur Tücher verkauften. Es bewegte sich wirklich. Jede wollte die deutsche Kundschaft empfangen. Alle schrieen, „La Blanche, viens alors !!! J’ai de jolis pagnes pour toi. » Und die Betroffenen selbst konnten kaum ihre Vorliebe für das typisch Bamun-Tuch verbergen. Die Preise wurden je nach der Qualität bestimmt und verhandelt.
Um viertel vor sechs waren alle erneut im Vorhof des Palastes und bereiteten sich auf die Rückreise nach Bafoussam vor. Hier und da konnte man hören, der Besuch in Foumban zähle zum Highlight dieses kurzen Aufenthalts in Kamerun. Jede hatte sich ein Souvenir geleistet. Alle waren sich darüber einig: Foumban ist eine Reise wert. Ein paar Adressen wurden ausgetauscht und man nahm Abschied von Bonheur, dem man mehrmals seine Dankbarkeit ausgesprochen hatte und gerne in Hamburg empfangen würde.
Bonheur

Newsletter - Dezember 2023