Unsere Fahrt nach Bertoua

Während der Rest der Gruppe in Marthes Dorf nach Yambassa fuhr und anschließend beim Vorstandstreffen war, ging für Saadet, Nadine und mich das nächste große Abenteuer los: 3 Tage in Bertoua. Pünktlich erschienen wir morgens um 07:00 Uhr am Busbahnhof in Yaoundé, wo wir von Wili in Empfang genommen wurden. Alles war top von Wili organisiert. Nur leider hatte er nicht damit gerechnet, dass wir mit unserem gesamten Gepäck anreisen würden, welches wir nicht in den vorgebuchten VIP-Bus mitnehmen durften. Deswegen hieß es für uns dann: Warten auf unbestimmte Zeit, bis der nächste Nicht-VIP-Bus losfuhr.

Was wir bis dahin nicht wussten: In Kamerun fahren die Busse dann, wenn genug Leute da sind. Für Deutsche, die es gewohnt sind, dass Busse zu einem festen Zeitpunkt fahren und für die langes Warten sehr ungewohnt ist, eine kleine Herausforderung. Um 12:00 Uhr war es dann endlich so weit. Der Bus setzte sich in Bewegung und mit ihm startete ein sehr motivierter (und lauter) Verkäufer damit, seine Waren anzupreisen (ich erinnere mich an Zahnpasta in Pulver-Form und besondere Wärme-Pflaster, aber es waren unzählige mehr). Insgesamt dauerte die Fahrt 8h, da wir lange im Stadtverkehr in Yaoundé feststeckten und an verschiedenen Polizeikontrollen aussteigen und uns ausweisen mussten. Trotzdem verging die Fahrt wie im Flug, da es draußen so viel zu entdecken gab: Dörfer mit Lehmhäusern, Verkaufsstände an der Straße, wunderschöne sattgrüne Landschaften, die an uns vorbeizogen.

Es war schon dunkel, als wir endlich in Bertoua eintrafen und ins Hotel Martino einchecken konnten. Während Saadet und Nadine im Hotel bleiben wollten, ging es für Wili und mich direkt weiter. Emy, meine ehemalige Tandempartnerin von der Bildungsfahrt 2018 und 2019, hatte uns zum Essen eingeladen. Das Wiedersehen mit Emy nach so langer Zeit war unglaublich schön! Sie hatte Gemüse namens Zo’om, Yams, Hähnchen in Tomatensoße, Salat, Karotten und grüne Bohnen für uns gekocht und das Essen war unfassbar lecker. Zum Nachtisch gab es Wassermelone. Ihre Kinder waren ganz aufgeregt, mich zu treffen und durften lange wachbleiben.

Am nächsten Morgen wurden wir um 07:00 am Hotel abgeholt, um zu Wilis Schule, dem Lycée de Tigaza, zu fahren. Dort durften wir in Wils Unterricht hospitieren und uns die Schule anschauen. Das war sehr spannend und wir waren beeindruckt, wie gut die Schüler*innen bereits im ersten Lernjahr schon Deutsch sprechen konnten. Alle waren sehr neugierig und hatten viele Fragen an uns. Auch die älteren Schüler*innen waren sehr offen und aufgeschlossen. Man konnte sehen, wie viel Spaß sie am Unterricht bei Wili hatten. Abends waren wir dann richtig platt von dem langen Tag und gingen nach einem kleinen Essen im Hotel früh ins Bett.

Am Tag darauf zeigte Wili uns Bertoua. Wir gingen zusammen auf den Markt, auf dem richtig was los war. Viele kleine Stände mit Sonnenschirmen, an denen verschiedene Früchte und Gemüsesorten, Öl, Kleidung und vieles mehr verkauft wurde. Wir kauften uns Mandarinen und Popcorn und probierten zum ersten Mal Fruit Noirs, die uns ein bisschen an Oliven erinnerten. Auch Wilis 2. Schule, dem Collège Bilingue Teerenstra, statteten wir einen kurzen Besuch ab. Anschließend verbrachten wir Zeit im Park Samba Leco, bevor wir zu Wili nach Hause fuhren. Dort wurden wir schon von seiner kleinen Tochter und seiner Frau erwartet, die ganz fantastisch für uns gekocht hatte.

Unseren 3. und letzten Tag verbrachten wir bei Emy und ihrer Familie. Sie zeigte uns das Haus und den Garten und ihr Sohn führte uns durch die Nachbarschaft. Das Highlight war, dass wir gemeinsam Caramel (karamellisierte Erdnüsse) machten. Schon bei meinem ersten Besuch in Kamerun war ich total von Caramel begeistert gewesen und umso mehr freute ich mich, nun auch bei der Produktion mitzumachen. Schwer bepackt mit vielen Flaschen voller Caramel machten wir uns am nächsten Morgen früh wieder auf die Rückreise.

Was uns in Bertoua besonders in Erinnerung bleiben wird, ist die unglaublich große Gastfreundschaft der Menschen. Wili und Emy haben uns in ihren Familien aufgenommen und diesen Trip für uns zu einem unvergesslichen gemacht – vielen, vielen Dank dafür!

Anna von Drehle

Newsletter - Dezember 2023